Die Arbeit beginnt, wenn das Wasser gewonnen wurde: Die Rolle der Waterbags bei der Trinkwasserversorgung

courtesy of RINA, Italy

Ein Eisberg besteht aus einer Menge Wasser, gebunden in Eis. Milliarden bis Billionen Liter an Trinkwasser können hier in kürzester Zeit zusammenkommen. Über derart große Mengen sprechen wir nur zu gern – zu leicht. Die Phase von der Entdeckung eines Eisbergs bis zum Transport liegt stets im Fokus der Berichterstattung und der Nachfragen. Genau diese Phase lässt uns und alle die sich mit der Gewinnung von Trinkwasser aus Eisbergen beschäftigen, wie mutige Cowboys aussehen. Am Ende hat die großartige Geschichte und ambitionierte Reise einen ernüchternden Punkt erreicht. Ein Punkt an dem wir uns alle eine Frage stellen müssen.

Was tun wir, wenn wir Milliarden Liter Trinkwasser gewonnen haben?

Wir sprechen hier über Volumen am Beispiel einer kleineren bis mittleren Millionenstadt. Ballungsgebiete dieser Art nutzen unterirdische Infrastrukturen, die sich Kilometerlang unter ihnen hindurchschlängeln. Hinzu kommen Aufbereitungsanlagen mit großen überirdischen Speichern, zudem Flüsse, etc. POLEWATER hat all dies nicht zur Verfügung. Zudem muss Wasser in Bewegung sein und zirkulieren können. Idealerweise dazu noch kühl gelagert werden – ohne im besten Fall dafür Energie zu benötigen. 

Ist es möglich das gewonnene Wasser an Land zu lagern?

Die Frage der Lagerung von gewonnenem Trinkwasser aus Eisbergen ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine logistische. Während einige Ideen in Erwägung gezogen werden, ist es wichtig, die praktikabelste und effizienteste Lösung zu finden. Die Möglichkeit der direkten Lagerung des gewonnenen Wassers an Land wurde bereits in Betracht gezogen. Doch wir sagen nein. Dieser Ansatz mag zwar auf den ersten Blick plausibel erscheinen, erweist sich jedoch bei näherer Betrachtung als nicht nur technisch aufwändig, sondern auch unpraktikabel. Ein zentrales Problem wäre das enorme Technikaufkommen, das für die Umsetzung dieser Lagerstandorte erforderlich wäre. Allein der Energiebedarf für den Betrieb einer solchen Anlage könnte dem einer Kleinstadt entsprechen. Doch das ist noch nicht alles. Diese Lagerstätten würden eine Fläche von mehreren Quadratkilometern beanspruchen, um die gewaltigen Wassermengen zu fassen. Eine solche Raumforderung würde zur Folge haben, dass Wasserlagerstätten in der Nähe vieler Großstädte errichtet werden müssten.

Das eigentliche Problem hierbei ist, dass Vorhaben wie POLEWATER, die ursprünglich angetreten sind, um Trinkwasser zu gewinnen, mehr Zeit und Ressourcen für den Bau und die Instandhaltung dieser überirdischen Lagerstätten aufwenden müssten als für ihre eigentliche Mission.

Warum verwendet man nicht einfach ein Tankschiff?

Es mag verlockend erscheinen, gewonnenes Trinkwasser in großen Tankern zu lagern und zu transportieren. Doch diese Methode ist nicht nur sehr teuer, sondern auch umweltbelastend. Der Energieaufwand für den Betrieb dieser Schiffe ist enorm, und die damit verbundenen CO2-Emissionen sind nicht förderlich für unsere derzeitige Umweltsituation. An dieser Stelle mag es einigen komisch vorkommen, wenn gerade wir zögerlich bzw. mahnend beim Punkt Treibstoff reagieren. Natürlich benötigen Ankerziehschlepper Treibstoff. Bis andere Antriebstechnologien für Schleppschiffe entwickelt wurden, können wir diesen Sachverhalt nicht ändern.

An diesem Punkt haben wir jedoch einen erheblichen Einfluss darauf, wie und wann wir die Energie der Schlepper voll ausnutzen. Wir setzen zum einen auf die modernsten Schlepper und nutzen dabei größtenteils die Strömungsenergie der Meeresströmungen aus. Es ist ein wenig wie der Segelmodus bei einem PKW. Bei einem Tanker können wir nicht so kleinteilig denken. Die Maschinen sind immer an – bei der Fahrt, im Lagerungsmodus (auf Reede) und zur Kühlung des Wassers. Tankschiffe in benötigten Größen sind zudem nicht einfach frei auf dem Weltmarkt vorhanden und müssten neu gebaut werden. Allein so ein Teilprojekt würde mehrere 100 Millionen Dollar oder Euro benötigen und mehrere Jahre Bauzeit in Anspruch nehmen.

Ziel ist es mit einfachen (sicher, solide) Mitteln und der Verwendung weniger Ressourcen viel zu erreichen.

POLEWATER setzt zur Lagerung und zum weiteren Transport auf Waterbags.

courtesy of RINA, Italy

Waterbags sind eine praktikable Lösung – sie sind leicht, einfach zu produzieren und mobil einsetzbar. Sie benötigen keine komplexen Infrastrukturen oder aufwändige Anlagen und keine zusätzliche Energie. Trinkwasser kann sicher auf dem offenen Meer gelagert werden, und die Bewegung des Wassers sorgt dafür, dass es nicht stagniert. Kinetik und Kälte-Energie werden effektiv genutzt. Wird Wasser benötigt, können je nach täglichem Bedarf kleinere oder größere Waterbags an Land gefahren werden. Analog zu Tankschiffen die ihre Ladung in Häfen löschen oder am Beispiel von LNG Terminals. Doch es gibt noch einen weiteren Vorteil. Die Waterbags benötigen nicht zwingend eine Hafenanlage. Diese Eigenschaft macht es möglich Waterbags auch in Katastrophengebieten einzusetzen, bei denen technische Anlagen zerstört oder nicht zugänglich sind. Wie wir es aktuell leider in Hawaii sehen können. 

Statt sich mit dem Bau von unpraktikablen Lagerstätten zu beschäftigen, oder als Reeder vieler Tankschiffe zu agieren, kann sich POLEWATER auf das Wesentliche konzentrieren: die effiziente Gewinnung von Trinkwasser. Und das ist für uns schon Herausforderung genug. Bei Projekten in diesen Dimensionen entspricht es der Natur sich gedanklich zu übernehmen. Die Wassergewinnung und daraus resultierender zukünftiger Wasserversorgung lässt es nicht zu den Fokus aus dem Auge zu verlieren. Projekte wie POLEWATER sollen Lösungen für dringende Herausforderungen bieten, dürfen jedoch nicht zu neuen Umweltproblemen führen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, nachhaltige Methoden für die Wasserlagerung zu finden.

Ein besonderer Dank gebührt Rina Italy, die mit ihrer Forschung und Technologie die Entwicklung der Waterbags vorantreiben. Diese innovativen Behälter sind ein Schlüssel zum Erfolg bei der Trinkwasserversorgung aus Eisbergen und darüber hinaus. Sie stellen sicher, dass die gewonnene Ressource sinnvoll genutzt wird und in Zeiten der Not sogar Leben retten kann – ein Beispiel für technologischen Fortschritt und nachhaltige Lösungen.

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